Köstliches und Heilsames aus Garten, Wald und Wiesen
Die kräftigen Regenfälle im April und Mai haben die Pflanzenwelt üppig sprießen lassen. Haben Sie sich da nicht auch manchmal geärgert, dass in Ihrem sorgsam gehegten und gepflegten Garten sich schon wieder zahlreiche „Unkräuter“ breit machten? Löwenzahn und Gänseblümchen erobern den Rasen, Giersch und Vogelmiere tummeln sich in den Beeten und unter Bäumen und am Zaun fühlt sich die Brennnessel wohl.
Aber nicht nur im eigenen Garten finden wir die „Unkräuter“- besser doch als Wildkräuter zu bezeichnen. Auch in Wald und Flur und auf einigen freien Wiesen sind sie noch zahlreich zu finden. Man muss nur genau hinschauen und mit offenen Augen die Natur betrachten, dann entdecken wir Knoblauchsrauke, Spitz- und Breitwegerich, Scharfgarbe, Sauerampfer, Gundermann, Frauenmantel, Minze, Wermut, Kamille und viele andere mehr.
Zahlreiche Pflanzen, die wir als Unkraut bezeichnen, weil sie sich spontan da ansiedeln, wo wir sie nicht haben wollen, verfügen aber über vielschichtige, oft verborgene Talente. Diese können wir für unsere Gesundheit nutzen und damit auch unseren Speiseplan bereichern, denn viele Wildkräuter schmecken gut und geben Gerichten ein ganz eigenes, spezielles Aroma.
Wildkräuter sind deshalb so gesund, weil sie über viele wertvolle Inhaltsstoffe verfügen. Sie müssen sich gegen Fressfeinde schützen und resistent sein gegenüber wechselnden Umweltbedingungen. So enthalten sie viele ätherische Öle, Antioxidantien, sowie gesunde Bitterstoffe und viel mehr Vitamine und Mineralien als gezüchtete Kräuter oder Gemüse.
Wir können uns ihre Heilwirkungen zu Nutze machen, in dem wir z.B. aus Blüten oder Blättern Tees herstellen oder Salben, Tinkturen, Wickel und Umschläge bereiten. So hat beispielsweise Baldrian eine beruhigende, schlaffördernde Wirkung, Johanniskraut wirkt stimmungsaufhellend, Scharfgarbe hilft bei Frauenleiden und Brennnessel und Löwenzahn unterstützen die Entschlackung.
Auch in der Küche lässt sich aus Wildkräutern eine ganze Menge Leckeres zubereiten: wir können damit Essig , Öl und Salz aromatisieren, sie in Kräuterbutter, Pesto, Kräuterquark und Smoothies verarbeiten oder in Salate, Suppen, Gemüsegerichte und Saucen geben. Sie verhelfen auch Risotto, Gemüsequiches und Nudelgerichten zu einem neuen Geschmackserlebnis. Blüten lassen sich zu köstlichen Gelees verarbeiten und schmücken Desserts, Kuchen und Eis. Man kann sie mit Schokolade ummanteln oder in Zuckersirup kandieren.
Hat Sie das neugierig macht und Sie möchten selbst mal Einiges ausprobieren? Dann ist es aber wichtig, bevor Sie richtig praktisch loslegen, sich zunächst mal kundig zu machen. So besteht bei manchen Pflanzen Verwechslungsgefahr mit ungenießbaren oder gar giftigen Artgenossen, z.B. bei Bärlauchblättern mit den giftigen Blättern der Maiglöckchen oder der Herbstzeitlose. Also gilt die Regel: keine Pflanze verwenden, die Sie nicht kennen und einwandfrei bestimmen können. Es gibt aber zahlreiche Möglichkeiten, sich dazu erst mal schlau zu machen, z.B. durch einschlägige Bestimmungsbücher und natürlich Infos im Internet. So auch auf der Seite des BUND Naturschutz unter: www.bund-naturschutz.de - hier bei Suche“ Wildkräuter“ eingeben. Zu empfehlen sind besonders die zahlreichen Vorträge und Führungen der Umweltverbände oder Volkshochschulen durch ausgebildete Kräuterpädagogen/Innen mit dem entsprechenden Fachwissen, bei denen man die Pflanzen in der Natur kennenlernen kann.
Ganz abgesehen von dem Nutzen für uns selbst, ist es wirklich sehr spannend und interessant sich mit den unterschiedlichen, vielfältigen Wirkungsweisen und den individuellen Verwendungsmöglichkeiten der einzelnen Pflanzen zu beschäftigen.
Beim Sammeln in Wald und Flur bitte darauf achten, dass man nicht zu nahe am Weg- und Straßenrand pflückt und auch nicht direkt unter Büschen und Bäumen, da Hunde diese gerne als Toilette für ihren Urin nutzen. Gedüngte und gespritzte Flächen sind natürlich als Sammelstellen tabu. Die gesammelten Pflanzen dann gut waschen. Falls Sie Allergiker/In sind, ist es wichtig Unverträglichkeiten vorab zu klären. Auch wenn Sie Probleme mit der Galle oder den Nieren haben, ist Vorsicht geboten, da durch den Verzehr einiger Kräuter diese Organe besonders angeregt werden. Anfangs sollte man Wildkräuter nicht in großen Mengen verzehren, da unser Verdauungssystem deren Inhaltsstoffe oft nicht mehr gewohnt ist. Gerade die gesunden Bitterstoffe sind aus unseren Kulturgemüsen und Salaten weitgehend herausgezüchtet worden und werden nicht mehr von Allen auf Anhieb gut vertragen.
Hier nun zum Einstieg noch ein ganz einfaches Rezept für Kräutersalz:
Verschiedene Kräuter sammeln, z.B. Giersch, Knoblauchsrauke, Frauenmantel, Gundermann. Sauerampfer. Gut trocknen, ausgebreitet auf Zeitungspapier einige Tage in nicht zu feuchter Umgebung oder auch einige Stunden im Backofen bei 40 Grad bei geöffneter Backofentür. Dann mit grobem Meersalz vermischen, auf 50 Gramm Salz etwa drei bis vier Esslöffel Kräuter und in einem Mörser, in der Salzmühle oder evtl . mit der Küchenmaschine nicht zu fein zerkleinern. Das Salz schmeckt z.B. in Salaten, auf Gurken und Tomaten, dünn aufs Butterbrot, in Kräuterquark oder Gemüsegerichten. Guten Appetit.
Unsere heimischen Wildkräuter haben es wirklich in sich und sie sind es Wert, dass man sie nicht nur mit dem kritischen Blick des Gärtners als lästiges Unkraut betrachtet, das entfernt werden muss. Sie haben uns Menschen sehr viel zu bieten und sind aber umsonst zu haben. Nicht zuletzt geben sie auch zahlreichen nützlichen Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlingen in unserer, an biologischer Vielfalt immer ärmer werdenden „Kulturlandschaft“, Nahrung und Überlebensmöglichkeiten. Es ist daher zu wünschen, dass wir diese oft unscheinbaren Pflanzen nun mit etwas anderen Augen betrachten, sie wertschätzen und ihnen auch das eine oder andere Plätzchen in unserem Garten überlassen.
Wenn dieser Artikel Ihr Interesse an Wildkräutern geweckt hat, so kommen Sie doch zu unserem Stand des BUND Naturschutz beim Nachtbiomarkt am 13. Juli 2017 in den Umweltgarten in Neubiberg. Wir werden uns dort auch mit diesem Thema beschäftigen und Ihnen gerne weitere nützliche Anregungen und Tipps dazu geben. Wir freuen uns sehr auf Ihren Besuch.
Umwelt -und Naturschutz beginnt vor der eigenen Haustür. Haben Sie Interesse an einschlägigen Themen und möchten dafür etwas Zeit und Engagement erübrigen? Unsere Ortsgruppe kann immer Verstärkung für unsere zahlreichen Aktivitäten und Projekte gebrauchen und freut sich über neue Mitstreiter. Kontakt gerne unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Brigitte Natzke